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Jan Hesselbarth

Die Nation: eine Willensgemeinschaft für eine gemeinsame Zukunft

Aktualisiert: 26. Okt. 2021

In der deutschen Bevölkerung gibt es ein weit verbreitetes Unbehagen gegenüber dem Begriff der Nation. Der Grund darin liegt unter anderem darin, dass die politische Rechte den Begriff absichtlich verkürzt und einen engen Nationalismus propagiert, der viele Menschen ausgrenzt und diffamiert, die hier bei uns leben. Der Wahlkampf rechter Parteien zur gerade stattgefundenen Bundestagswahl 2021 und den in Kürze stattfindenden Landtagswahlen hat dies einmal mehr gezeigt.



Diese Auslegung negiert nicht nur in Teilen die Werte und die freiheitlichen Errungenschaften unseres Grundgesetzes. Sondern sie schließt auch die knapp 22 Millionen Menschen (und somit 26,7 % der Bevölkerung) potentiell aus, die in Deutschland einen Migrationshintergrund haben - mit und ohne deutschen Pass.


Nicht erst die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass die Lösung globaler Fragen stets einen lokalen Referenzrahmen benötigt. Alle Fragen der Einen Welt, die nicht nur Jugendliche umtreibt - vom Klimawandel und Umweltschutz über fairen Handel bis hin zur sozialen Frage - löst man nicht einfach global. Sondern immer im Verbund lokaler Akteure, die sich engagiert einbringen. Sie sind bislang meist in einem Nationalstaat mit klar definiertem Territorium und einem dort gültigen Regelwerk organisiert.


Alle supranationalen Ideen und Organisationen sind stets davon abhängig, dass es solche selbstbewussten Nationen gibt, die sie antreiben und aktiv unterstützen. Dies gilt für Europa und die EU, die UNO, die WHO, die NATO und andere globale Strukturen. Globalisierung lässt sich nur wirkungsvoll organisieren, wenn es einen lokalen Werte- und Orientierungsrahmen mit Anknüpfungspunkten und Partizipationsmöglichkeiten für die Menschen gibt. Diesen Rahmen bildet bisher der Nationalstaat mit seinen jeweiligen Nationen. In Europa sind sie es, die Europäisches Recht und europäisches Regelwerk prägen.


Solange der Nationalstaat der bestimmende machtpolitische Referenzrahmen für die Menschen ist, muss er möglichst inklusiv gestaltet sein und den Menschen, die in ihm leben, eine gemeinsame Idee, einen gemeinsamen Willen und eine gemeinsame Richtung für das Zusammenleben vermitteln.


Helmut Schmidt hat einst die Nation als zu kostbar bezeichnet, um sie den falschen Leuten zu überlassen. Die Idee der Nation ist, wie kaum eine andere, zeitlos und zukunftsträchtig: sie richtet sich an alle Menschen, die bei uns leben und bei uns ihre Zukunft sehen - unabhängig von Herkunft und Staatsbürgerschaft.


Die Nation als Willensgemeinschaft ist inklusiv, identitätsstiftend, und geeignet, für diese Menschen und ihre Zukunft ein gemeinsames Programm zu formulieren, in welcher Gesellschaft sie wie leben wollen. Sie postuliert Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Und sie regt zur aktiven Partizipation auf allen Ebenen an - bei uns in Deutschland regional, national und europäisch. Eine solche Idee von Nation definiert “Deutschsein” nicht über deutsches Blut, denn das schlösse ein Viertel unserer hiesigen Bevölkerung aus. Sie schafft vielmehr ein positives Bewusstsein und einen gemeinsamen Kitt für ein inklusives Zusammenleben in der Gesellschaft für alle Menschen, die hier leben.


Diese Idee ist geprägt von Toleranz und Akzeptanz. Sie orientiert sich an den Werten und Regeln des Grundgesetzes. Und sie erlaubt und fördert eine Zuneigung zum vielfältigen Wir, dass die deutsche Nation heute auszeichnet. Bildlich gesprochen, entreißen die Protagonisten dieser Idee den Björn Höckes dieser Welt die Deutschlandfahne und sagen: die gehört uns.


Idee und Ziel muss es deshalb sein, die Idee der Nation als Willensgemeinschaft positiv zu besetzen. Dabei sollen vor allem Jugendliche in ihrer - häufig zwiespältigen - Alltagserfahrung abgeholt und stimuliert werden, gemeinsam Gedanken für ihre eigene positive und inklusive Idee einer Nation zu entwickeln.


Daran arbeiten wir gemeinsam mit der Deutschen Nationalstiftung.

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